loading

Viele Paare können auf natürlichem Weg kein Kind bekommen. Mit den Fortschritten in der Medizin steigen jedoch die Erfolgsaussichten mithilfe reproduktiver Therapien. Die In-Vitro-Fertilisation (IVF) gehört zu den weltweit am häufigsten angewandten Methoden der assistierten Reproduktion und hat die Geburt von Millionen Babys ermöglicht. Was ist also IVF? Für wen ist sie geeignet? Wie läuft der Prozess ab und wie hoch sind die Erfolgsraten? Hier alle Details …

Was ist In-Vitro-Fertilisation (IVF)?

Bei der IVF werden die Eizellen der Frau im Labor mit den Spermien des Mannes befruchtet; die entstehenden Embryonen werden anschließend in die Gebärmutter übertragen. Dieses Verfahren wurde für Paare entwickelt, die auf natürlichem Weg keine Schwangerschaft erreichen können, und bietet insbesondere bei Eisprungstörungen, verschlossenen Eileitern oder verminderter Spermienqualität eine Lösung für Unfruchtbarkeit (Infertilität).

Die erste IVF-Behandlung wurde 1978 durchgeführt, und seither sind die Erfolgsraten dank des medizinisch-technischen Fortschritts stetig gestiegen. Zudem hat Louise Brown, das weltweit erste per IVF gezeugte Baby, später selbst auf natürlichem Weg Kinder bekommen. Heute erhöhen vor allem hochentwickelte Labortechniken und individuell angepasste Behandlungsansätze die Chance, mithilfe von IVF Eltern zu werden, erheblich.

new born baby hand hold mum index finger. concept : Premature or preterm baby in hospital. relationship between mother and baby.
Screenshot 2025-03-10 at 21.07.16

Für wen ist die IVF geeignet?

Die IVF kann eine Option für Paare sein, die aus unterschiedlichen Gründen kein Kind bekommen können. Hauptindikationen sind:

1. Weibliche Ursachen der Unfruchtbarkeit

  • Eisprungstörungen: Bei Zyklusunregelmäßigkeiten, seltener oder fehlender Ovulation kann IVF eingesetzt werden.
  • Beschädigte oder verschlossene Eileiter: Wenn die Eileiter blockiert sind und Spermien die Eizelle nicht erreichen, kommt IVF zum Einsatz.
  • Endometriose (Schokoladenzyste): Frauen, bei denen Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter wächst, können von IVF profitieren.
  • Myome: Gutartige Tumoren können den Transport der befruchteten Eizelle bzw. des Embryos in die Gebärmutter behindern.
  • Operationen, die eine Schwangerschaft erschweren können: Nach einer beidseitigen Tubenligatur (Sterilisation) ist IVF eine Alternative für Frauen, die keine Reversal-Operation wünschen oder dafür nicht geeignet sind.

2. Männliche Ursachen der Unfruchtbarkeit

  • Niedrige Spermienzahl oder -qualität: Bei geringer Beweglichkeit oder Morphologieabweichungen wird oft die Mikroinjektion (ICSI) als Teil der IVF angewendet.
  • Azoospermie (keine Spermien im Ejakulat): Spermien können operativ gewonnen und für IVF verwendet werden.
  • Erektions-/Ejakulationsprobleme: Anatomische, physiologische oder psychische Probleme können mittels IVF überbrückt werden.
  • Männer mit Krebserkrankung: Für Männer, die sich Operationen, Chemotherapie und Strahlentherapie (Bestrahlungs-/Radiationstherapien) u. Ä. unterziehen werden, eröffnet die Durchführung einer Spermien­einfrierung vor diesen Behandlungen nach der Genesung die Möglichkeit, mithilfe einer IVF ein Kind zu bekommen.

3. Unerklärte Infertilität

Bei manchen Paaren kann trotz umfassender Tests keine Ursache gefunden werden. In solchen Fällen bietet die IVF eine effektive Lösung.

4. Träger genetischer Krankheiten

Besteht bei Mutter oder Vater ein genetisches Risiko, können Embryonen mittels Präimplantationsdiagnostik (PGT) untersucht und nur gesunde Embryonen ausgewählt werden. Einige per PGT testbare Einzelgendefekte (PGT-M) sind:

  • Monogene Erkrankungen (PGT-M)

Kystische Fibrose, Sichelzellanämie, Thalassämie, Huntington-Krankheit, Spinale Muskelatrophie (SMA), Fragiles-X-Syndrom, Duchenne-Muskeldystrophie, Hämophilie A und B, Tay-Sachs-Krankheit, Marfan-Syndrom.

  • Kromosomale Anomalien (PGT-A

Down-Syndrom (Trisomie 21), Edwards-Syndrom (Trisomie 18), Pätau-Syndrom (Trisomie 13), Turner-Syndrom (Monosomie X), Klinefelter-Syndrom (XXY), andere chromosomale Unregelmäßigkeiten (Translokationen, Deletionen usw.

  • Weitere genetische Erkrankunge

Nicht jede genetische Erkrankung kann durch PGT erkannt werden, daher ist eine genetische Beratung sehr wichtig.

5. Wiederholte Fehlgeburten und erfolglose Schwangerschaften

Nach wiederholten Fehlgeburten oder erfolglosen Versuchen mit anderen Reproduktionsmethoden kann die IVF-Behandlung eine Lösung sein.

6. Soziale Indikation für das Einfrieren von Eizellen

Heutzutage verschieben viele Frauen aufgrund ihrer Karriere ihren Kinderwunsch. Unverheiratete Frauen können im Rahmen einer IVF-Behandlung ihre Eizellen einfrieren lassen. Je früher die Eizellen eingefroren werden, desto höher ist die Erfolgsrate.

7. Risiko einer frühen Menopause

Die Diagnose eines vorzeitigen Ovarialversagens kann heute früher gestellt werden. Frauen mit einem Risiko für eine frühe Menopause (vor dem 40. Lebensjahr) können ihre Eizellen einfrieren lassen. Bei Paaren wird in solchen Fällen das Einfrieren von Embryonen bevorzugt.

IVF-Behandlungsprozess

Die IVF-Behandlung ist ein detaillierter Prozess, der aus mehreren Phasen besteht. Jede Phase wird individuell an den Gesundheitszustand und die Bedürfnisse des Paares angepasst. Hier ist der Ablauf der IVF-Behandlung Schritt für Schritt:

1. Erstuntersuchung und Bewertung

Der allgemeine Gesundheitszustand des Paares wird bewertet, notwendige Tests werden durchgeführt und ein geeigneter Behandlungsplan erstellt. Bei der Frau werden Hormonanalysen, die Bestimmung der Eierstockreserve, Ultraschall und eine Hysterosalpingographie (HSG) durchgeführt; beim Mann erfolgt eine Spermaanalyse.

2. Stimulation der Eierstöcke (Ovarielle Stimulation)

Die Eierstöcke der Frau werden kontrolliert durch Hormoninjektionen stimuliert, um mehrere Eizellen zu produzieren. Dieser Vorgang dauert ca. 10–14 Tage und wird regelmäßig per Ultraschall überwacht.

3. Eizellentnahme (OPU – Oocyte Pick-Up)

Sobald die Eizellen eine bestimmte Reife erreicht haben, werden sie unter leichter Sedierung und vaginalem Ultraschall entnommen. Der Eingriff dauert in der Regel 10–15 Minuten, und die Patientin kann wenige Stunden später entlassen werden.

4. Befruchtung im Labor

Die entnommenen Eizellen werden mit den Spermien des Mannes im Labor befruchtet. Dies kann entweder durch klassische IVF oder mittels ICSI (Intrazytoplasmatische Spermieninjektion) erfolgen.

5. Embryonenentwicklung und -auswahl

Die befruchteten Eizellen werden über 3–5 Tage hinweg beobachtet. Die besten Embryonen werden für den Transfer in die Gebärmutter vorbereitet.

6. Embryotransfer

Die gesündesten Embryonen werden in die Gebärmutter übertragen. Dieser Vorgang ist schmerzfrei und dauert etwa 10–15 Minuten.

7. Schwangerschaftstest

Etwa 10–12 Tage nach dem Embryotransfer wird ein Bluttest durchgeführt. Ist das Ergebnis positiv, beginnt die Schwangerschaftsbetreuung.

Erfolgsraten der IVF-Behandlung

Die Erfolgsraten der IVF-Behandlung hängen von vielen Faktoren ab, darunter das Alter der Frau, die Qualität von Eizellen und Spermien, die Embryonengesundheit und die Gebärmutterschleimhaut.

  • Unter 30 Jahren: Erfolgsrate etwa 50–60 %
  • Um 35 Jahre: Erfolgsrate etwa 40–50 %
  • Über 40 Jahre: Erfolgsrate unter 20 %

Diese Raten können je nach individuellem Gesundheitszustand und gewählter Behandlungsmethode variieren.

Worauf man bei der IVF-Behandlung achten sollte

    • Gesunde Ernährung und Erhaltung des Idealgewichts
    • Verzicht auf Alkohol und Nikotin
    • Stress vermeiden und ggf. psychologische Unterstützung in Anspruch nehmen
    • Medikamente regelmäßig und gemäß ärztlicher Anweisung einnehmen
    • Leichte körperliche Aktivität wie gemeinsames Spazierengehen
    • Die IVF-Behandlung erfordert Geduld, und nicht jeder Versuch führt zum Erfolg. Doch mit der richtigen ärztlichen Betreuung und einer geeigneten Therapie kann bei vielen Paaren eine gesunde Schwangerschaft erreicht werden.

Fazit

IVF ist heute eine der wirksamsten unterstützenden Reproduktionsmethoden für Paare mit Kinderwunsch. Ihr Arzt bietet mit individuellen Behandlungsplänen und den neuesten Methoden eine sichere IVF-Behandlung und Schwangerschaftsbetreuung.

Für weitere Informationen über IVF und eine individuelle Beurteilung sollten Paare mit Kinderwunsch einen spezialisierten Arzt konsultieren.